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Web 2.0: Wie alles begann (und was vorher alles geschah)

Viele reden über Web 2.0, und daß damit alles "Neuerfunden" wurde, andere sprechen von einer "Retro-Bewegung", weil all das schon mal da war, doch um "Web 2.0" besser zu verstehen, sollte man auch die davorliegenden Entwicklungen betrachten, durch die erst ein "Web 2.0" entstehen konnte:

Web 1.0: Tim Berners-Lee erfand in 1991 am CERN in der Schweiz HTML und damit das WWW (World Wide Web) - heute könnte man es als "Web 1.0" bezeichnen.

Web 2.0: Tim O'Reilly erfand in 2004 den Begriff "Web 2.0" als Kunstwort für bis dahin öffentlich nicht wahrgenommene verschiedene Entwicklungen, die er bemerkte, und denen er so einen Kristallisationspunkt, und in dessen Folge eine völlig neue Dynamik, gab.

Doch was bisher wirklich geschah:
  • 1969: Das ARPANET unter dem Einfluss des US-Verteidigungsministeriums entstand mit den ersten Rechnern. Das US-Verteidiungsministerium gab damals (es war ja der sog. "kalte Krieg") viel Geld für die Forschung an Kommunikationsnetzen aus.
  • 1971/72: Das erste Email-Programm für das ARPANET wird von Ray Tomlinson geschrieben Er legt dabei das Zeichen "@" für Email-Adressen fest
  • 1972: Der erste Computer-Chat findet statt
  • 1973: FTP (File Transfer Protocol) wird entwickelt
  • 1979: Das USENET entsteht (das erste "social network" mit Diskussionsgruppen), das erste MUD (Multi User Dungeon,), eine Virtuelle Welt als Multi-User-Online-Spiel, geht Online
  • 1982: EUnet (European UNIX Network) entsteht um Email und Usenet Nachrichten auszutauschen
  • 1983: Deutschland (Stuttgart) kommt ans Netz, Fidonet (eine weiteres "social network") wird von Tom Jennings entwickelt
  • 1985: "The Well" (Whole Earth 'lectronic Link), die erste Online-Community der Welt, geht online
  • 1986: Das NSFNET, als zivile Variante des ARPANET, wird als Forschungsnetz gegründet, NNTP (Network News Transport Protocol) wird entwickelt, um Usenet-Nachrichten über Internet-Protokolle zu transportieren
  • 1988: IRC (Internet Relay Chat) wird von Jarkko Oikarinen entwickelt, das Fidonet wird ans Netz angeschlossen
  • 1990: "Archie" (ein Programm zum Archivieren und Finden von Daten) wird vorgestellt
  • 1991: "WAIS" ( Wide Area Information Servers) wird von Brewster Kahle erfunden, "Gopher" wird (als Studie) vorgestellt, WWW (World Wide Web) geht aus dem CERN ins Netz. Erfunden und Entwickelt von Tim Berners-Lee.
  • 1992: Die erste Audio und die erste Video-Sendung gehen über das Netz, die erste Suchmaschine "Veronica" geht ans Netz
  • 1993: "WWW" stürmt das Internet mit über 300000% Wachstumsrate, "Gopher" kommt nur auf knapp 1000%, Medien und Unternehmen nehmen das Netz langsam wahr
  • 1994: WWW wird zweitpopolärste Anwendung (gemessan am Datenverkehr) nach FTP im Netz
  • 1995: WWW wird meistgenutzte Anwendung (gemessen am Datenverkehr) im Netz, das NSFNET wird wieder ein reines Forschungsnetz und spaltet sich vom kommerziellen Datenverkehr ab, das eigenständige kommerzielle Internet ist geboren
  • 1995-2001 : Der sogenannte "Dot.Com" Boom der kommerzialiserung des Internets endet mit einem großem Platzen der Spekulationsblase und einem globalen Börsencrash in 2001
  • 2004: Tim O'Reilly stellt fest, daß der sogenannte "Internet-Crash" eigentlich nicht stattgefunden hat. Das Internet war nicht zusammengebrochen sondern war als Technologie in der normalen Alltagsnutzung angekommen. Die geplatze Internet-Blase war nur eine (heftige) Marktbereinigung, aus der viele erfolgreiche Internet-Unternehmen übriggeblieben sind. Es gibt wieder viele Ideen und neue und erfolgreiche Internet-Unternehmen. Die Gemeinsamkeiten und Prinzipien dieser Unternehmen fast er unter dem Schlagwort "Web 2.0" zusammen, obwohl er einräumt, daß viele diesen Begriff nur als Marketing-Gefasel ansehen werden.
  • 2005: Eine neue und rasante Entwicklung bei Web-Anwendungen findet in den USA statt. Durch neue (bzw. wiederentdeckte) Software-Technologie können Web-Anwendungen nun praktisch den gleichen Komfort und die gleiche Ergonomie wie bisherige "Desktop-Anwendungen" erhalten. Dadurch entstehen viele neue Webseiten und Webanwendungen, die besonderes Augenmerk auf Anwenderfreundlichkeit und Ergonomie legen.
  • 2006: Im "Web 2.0" wird immer noch viel experimentiert und es kommen neue Ideen und Techniken hinzu. So wird das Prinzip der Verzeichnisse (Taxonomie) erweitert, jeder Anwender kann nun seine Keywords selber festlegen und mit anderen austauschen (Tagging/Folksonomy), und das Tauschen und die Bewertung wird auf beliebige Elemente ausgedehnt. Die neue Interaktion der Anwender wird als "social networking" bezeichnet. In der breiten Öffentlichkeit wird "Web 2.0" als Schlagwort durch den Kauf des Portals "YouTube" durch Google bekannt.


Nach dieser kurzen Entwicklungsgeschichte wird im Rahmen einer kleinen Reihe in zukünftigen Texten weiter darauf eingegangen, was "Web 2.0" sein sollte, und was es aktuell davon wirklich ist.

Bis dahin erstmal noch ein paar interessante Meinungen zum sehr unterschiedlichen Verständnis von "Web 2.0".


Stay Tuned!


Geschrieben von af in am: Donnerstag, 9. November 2006
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