Einer der Begriffe, der in den letzten Tage durch die Presse geistert ist "cold shutdown". Klingt irgendwie beruhigend. Denn wenn man bei einem PC einen "cold shutdown" macht und er dann ausgeschaltet ist, ist er aus.
Doch überraschenderweise für Einige kann man ein Kernkraftwerk nicht wirklich einfach so ausschalten in dem man irgendwo einen Schalter umlegt.
Wenn man ein Kernkraftwerk "ausschaltet" bringt man Stäbe oder Platten zwischen die eigentlichen Brennstäbe, damit die von den Brennstäben jeweils ausgesandten Neutronen abgefangen werden und nicht mehr zu den anderen Brennstäben gelangen können, um so die
"Kettenreaktion" zu verhindern.
Wenn keine Kettenreaktion mehr (oder nicht mehr so stark) stattfindet, kühlen sich dann die Brennstäbe (und das Kühlmittel drumherum) normalerweise (etwas) ab.
Und wenn die Temperatur des Kühlmittels (Wasser) unter 95 Grad Celsius gesunken ist und das Kühlwasser auch keinen Überdruck gegenüber der Umgebung mehr hat, dann spricht man vom
"cold shutdown".
Weil es also keinen Überdruck mehr im Kühlkreislauf gibt, kann es auch bei einem Leck oder Rohrbruch (oder einer Explosion irgendwo) keinen Druckabfall geben, und damit würde das Wasser nicht mehr von sich aus anfangen zu kochen/sieden und verdampfen.
Jetzt ist ein Kernkraftwerk im "cold shutdown" natürlich weniger kritisch als eines im Status "Kernschmelze". Aber der "cold shutdown" ist dennoch nicht unbedingt ein aus sich heraus stabiler Zustand. Denn auch in diesem Zustand produzieren die Brennstäbe immer noch Wärme, die über das Kühlsystem mittels Kühlpumpen abgeführt werden muss. Und wie stark die Kühlpumpen arbeiten, oder ob sie gar überlastet sind, um das Kühlwasser bis auf 95 Grad Celsius abzukühlen, ist bei "cold shutdown" nicht festgelegt.
Es ist so ähnlich wie bei einem Auto, bei dem das Auto zwar abgeschaltet ist, aber der Motor immer noch im Leerlauf weiterläuft (weil man in nicht anhalten kann) und deswegen auch die Kühlung immer noch laufen muss und Strom frisst, damit der Motor nicht wieder zu heiß wird.
Also ist es natürlich gut, wenn mehr Kraftwerksblöcke jetzt im "cold shutdown" sind. Ein wirklich stabiler Zustand aus sich heraus ist das aber noch lange nicht.
Denn wenn die Kühlung ausfallen sollte kann es wieder so heiß werden, daß das Kühlwasser verdampfen könnte und die (durch das Wasser abgefangenen) Neutronen zwischen den Brennstäben dann nicht mehr abgefangen werden und der Reaktor sogar fast wieder in Richtung Kettenreaktion geht.
Geschrieben von af in am: Montag, 21. März 2011
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Tags: AKW, Kernkraftwerk, Japan, shutdown,
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Kommentare
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Bevor dieser Beitrag noch etwas mehr Verwirrung stiftet, die Brennstäbe sind selbst als Abfall noch so heiß, dass sie binnen weniger Minuten das Kühlwasser zum kochen bringen wenn dieses nicht ständig gekühlt wird.
400° Celsius, man muss sich mal vor Augen halten das dies die Temperatur ist, die die Brennstäbe im Zwischenlager (!) haben. Bevor sie dort hin kommen, werden sie einige Jahre in Abklingbecken gelagert und dort gekühlt bis sie überhaupt transportfähig sind. Danach müssen sie weitere 20-30 Jahre gekühlt werden bis man sie vielleicht mal einlagern kann.
Dabei handelt es sich um abgebrannte Brennstäbe, also verbrauchtes Material.
Wie lange die noch nicht verbrannten Brennstäbe brauchen um soweit abgekühlt zu sein das man sie überhaupt mal transportieren kann, kann man sich dann ja an 5 Fingern abzählen.
Ein Ausstieg aus der Kernenergie ist innerhalb weniger Jahre schlichtweg nicht machbar. Denn selbst der Ausstieg dauert schon gut und gerne 30 Jahre!
Würden wir jetzt sofort aus der Kernenergie aussteigen, hätten wir in 30 Jahren 200° Celsius heißen Abfall für dessen Endlagerung es bis heute keine Lösung gibt.
Na denn mal gute Nacht.