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Die So-Da Brücke und das Eh-Da Prinzip

In Castrop-Rauxel gibt es eine Brücke, eine Fehlplanung, die mitten in der Landschaft seit vielen Jahrzehnten ungenutzt einfach nur "so da" herumsteht, weil man es nicht geschafft hat, die dazugehörige Strasse zu bauen.

Die So-Da Brücke



Die Eh-Da Mitarbeiter

In vielen Firmen werden die Mitarbeiter als Teil des Inventars (so wie Tische, Stühle, Computer) angesehen. So wie die obige Brücke sind die Mitarbeiter einfach so da. Warum auch immer. Und da diese Mitarbeiter "eh da" sind, kann man ihnen auch irgendwelche mehr oder weniger sinnvollen Arbeiten geben, damit sie sich nicht zu sehr langweilen.

Das schöne an Eh-Da-Mitarbeitern ist: Sie kosten kein Geld. Klar, sie bekommen zwar ein Gehalt, aber das bekommen sie nur dafür, damit sie so da sind und ihren Bürostuhl eine gewissen Zeit warmhalten.

Wenn es der Firma gut geht, und viel Geld da ist, stellt sie viele Eh-Da Mitarbeiter ein (Stellen- anzeigen als Statussymbol - das macht man halt so). Und wenn es der Firma schlecht geht, und sie Kosten sparen muss (Manager sparen in schlechten Zeiten gerne Kosten, denn andere Leute rauswerfen ist einfacher als gute Ideen für mehr Umsatz zu haben...), werden die Eh-Da Mitarbeiter halt gekündigt. Ein paar Bürostühle bleiben dann leer, aber sonst bemerkt man keinen Unterschied.

Mein erster Kontakt mit Eh-Da Mitarbeitern

Vor vielen Jahren habe ich mal eine Firewall-Appliance entwickelt. International wurde der von Biodata (das war noch vor deren Börsengang) als "Bigfire" vertrieben, doch haben wir den auch unter eigenem Label als "Flux Firewall" angeboten. Hin und wieder bin ich selber mit dem Vertrieb zu pot. Kunden gefahren.

Kleiner Einschub zum Verständnis: Eine Appliance ist ein kleiner Kasten mit spezieller Software und besonders einfacher Verwaltungs-Software, der eine bestimmte Sache besonders gut machen kann. Vorteil für den Kunden ist, dass der Kasten vom Hersteller ständig optimiert wird, die Bedienung für den Kunden einfach und unkompliziert ist, und der Kunde daher weniger Zeit für die gleiche Sache braucht, als wenn er versucht das mit nem Unix oder Linux Rechner selber zu machen.

Sobald es aber in der Firma Eh-Da Mitarbeiter in der IT gab, liefen wir mit unseren Argumenten ins Leere. Denn diese Eh-Da Mitarbeiter meinten dann:
Das kann ich doch alles selber. Ich nehm nen Linux und packe da diese und jene Software drauf. Und dann sparen wir uns das Geld für euren teuren Firewall.


Klar, kann man so machen. Wenn man aber mal die Stunden, die der Mitarbeiter dafür braucht um es genauso gut zu machen, zusammenrechnet, wird das fast doppelt so teuer, als wenn die Firma das fertig bei uns einkaufen würde. Das war keine Werbe-Lüge sondern das war wirklich so. Wir haben es mehrfach mit Kunden, die das nicht glauben wollten, ausprobieren lassen.

Tja, und dann kam der IT-Leiter der uns stolz erklärte:
So darf man das nicht rechnen. Wenn das der Herr XY macht, entstehen uns ja keine Zusatzkosten, denn Herr XY ist doch EH DA.

Wir haben dann schnellstmöglich die Flucht ergriffen ...

Das Eh-Da Prinzip

(eine Folgerung aus dem dem "Peter-Prinzip"):
Je mehr Eh-Da Mitarbeiter es in einem Unternehmen gibt, desto schlechter arbeitet das (Kosten) Controlling in diesem Unternehmen. Eh-Da-Mitarbeiter kommen besonders oft in IT-Abteilungen vor.


IT und Eh-Da - eine tragische Beziehung

Es gibt viele Beispiele für das Eh-Da Prinzip in IT-Abteilungen. Denn IT-Leiter können zwar ganz gut die Investitionen/Kosten für irgendwelche Hardware oder Software ausrechnen, aber wie viel Zeit-Aufwand eine bestimmte Sache benötigt, können sie nur sehr schwer abschätzen (eine Folge des Peter-Prinzip, s.o.). Und wenn sie sich beim Zeitaufwand verschätzen fällt es nicht auf. Denn die Mehrkosten verschwinden undifferenziert in irgendeiner Kostenstelle wenn es kein funktionierendes Controlling gibt, oder gehen als unbezahlte Überstunden zu Lasten einiger guter Mitarbeiter.

Tragisch für die Firma, denn somit gibt es keinen Lerneffekt und die gleichen Fehler werden immer und immer wieder gemacht. Auch ein Grund für die hohen Überstundenzahlen in IT-Abteilungen.


Geschrieben von af in am: Donnerstag, 24. Mai 2007
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Kommentare
  • Tim Donnerstag, 24. Mai 2007, 15:43 Uhr
    Da habe ich auch ein Beispiel: Nur weil mein Chef 500 Euro bei einer Bestellung sparen wollte, musste ich fast zwei Wochen lang bei diversen Lieferanten Angebote einholen und Server vergleichen. Hinterher meinte er, ich soll mich nicht ärgern, weil ich ja sowieso da gewesen wäre.
  • Chris Donnerstag, 24. Mai 2007, 15:45 Uhr
    Alle die, die jetzt bei der Telekom streiken, sind bestimmt Eh-DA Angestellte, denn man merkt nicht, dass sie jetzt weg sind und streiken.

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