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Traue keinem Webdesigner!

Ja, liebe Webdesigner, Ihr müsst jetzt ganz stark sein.

In den letzten paar Jahren habe ich beruflich mit unzähligen Webdesignern, deren Behauptungen gegenüber potentiellen Kunden und ihrem Arbeitsverhalten und Arbeitsergebnissen zu tun gehabt.

Die erschütternde Wahrheit: Bei keiner anderen Berufsgruppe, die ich bisher kennengelernt habe, weichen so häufig Selbsteinschätzung und behaupteter Anspruch von der niederschmetternden Realität ab, wie bei den selbstständigen Webdesignern.

Deswegen mein Rat an jeden potentiellen Auftraggeber eines Webdesigners: Traue keinem Webdesigner! Bevor man einem Webdesigner den Auftrag gibt, immer eine zweite Meinung einholen, ob die vollmundigen Versprechungen des Webdesigners von ihm überhaupt einzuhalten sind.

Die meisten Webdesigner sind nette Kerle (und Mädels) und meinen es dabei nur gut und wollen den Auftraggeber auch nicht über den Tisch ziehen (meistens zumindest nicht). Aber sie können es halt oft nicht besser.

Warum? Webdesigner ist kein geschützer Begriff. Jeder kann sich Webdesigner nennen. Und fast jeder, der mal irgendein Tool genutzt hat, um zweieinhalb Webseiten zusammenzuklicken sieht sich als Webdesigner (und ist es vermutlich irgendwie auch).

Und weil sie bereits ein bis zwei Websites gebastelt haben, glauben viele, sie wüssten nun alles was man braucht um erfolgreiche, gute Firmenwebsites zu erstellen.

Das ist leider ein Trugschluss. Für eine erfolgreiche Firmenwebsite, für ein Webprojekt, sind so viele verschiedene Fachbereiche involviert, dass es für eine einzelne Person üblicherweise kaum möglich ist, in allen diesen Bereichen ein Experte zu sein. Der Webdesigner hat bei den meisten Themen daher nur oberflächliches Randwissen.

Dieses "gefährliche Halbwissen" führt dann bei vielen Einzelkämpfern und -kämpferinnen dazu, ihre eigenen fachlichen Grenzen nicht zu erkennen und sich selbst zu überschätzen - zum Nachteil der Auftraggeber, die meist Betreiber/Inhaber der Websites sind, und als Laien den Versprechungen des Webdesigners glauben.

"Webdesigner" an sich ist aber keinerlei Qualitätsbeleg. Eher im Gegenteil.

Dabei wäre die Lösung für den Webdesigner doch so einfach: Kooperation!

Jeder Mensch kann nur in einer begrenzten Anzahl Bereichen ein Experte sein. Wer das erkennt, und sich nicht durch ein "gefährliches Halbwissen", Eitelkeit oder Geldgier vom rechten Weg ablenken lässt, wird verstehen, dass der Ausweg nur in der Kooperation mit anderen Spezialisten liegen kann, die das eigene, immer begrenzte, Fachwissen ergänzen.

Und manchmal kann es hilfreich sein, neben den "Spezialisten" auch einen "Generalisten" (einer, der von vielen Fachbereichen etwas Ahnung hat, aber nicht genug um dort ein Spezialist zu sein) mit im Boot zu haben, der das grosse Ganze (Projekt, Ziele, Ergebnisse, etc. ) besser im Blick hat und die Spezialisten koordiniert. Ob man den dann Koordinator, Projektleiter oder "Chefe" nennt, ist eher zweitranging und von den formalen Randbedingungen abhängig.

Wie gesagt, es könnte so einfach sein. Aber die meisten selbstständigen Webdesigner, die ich erlebt habe, wollen nicht Kooperieren, sondern alles selber machen. Selbstüberschätzung und gefährliches Halbwissen scheinen leider Branchenstandard zu sein.

Deswegen mein Rat an potentielle Auftraggeber: Traue keinem Webdesigner!


Geschrieben von af in am: Freitag, 19. Juni 2009
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Kommentare
  • Sven Freitag, 19. Juni 2009, 11:32 Uhr
    Aus gutem Grund wird in den größeren Internet-Agenturen das, was der freiberufliche "Web-Designer" alleine macht auf mehrere Schultern verteilt:

    - Information-Architect / Konzepter:
    Verantwortlich für die Struktur und
    Benutzerführung

    - Grafik-Designer:
    Erstellt das Layout, die Grafiken usw.

    - Web-Entwickler:
    Er ist weniger Designer, sondern
    Softwareentwickler.

    Diese drei Rollen in einer Person zu vereinen (dem Web-Designer) krankt schon daran, dass die benötigten Fähigkeiten einfach zu unterschiedlich sind. Ich kenne sehr wenige Leute, die dies tatsächlich leisten können.

    Auf der anderen Seite verstehen viele Kunden nicht, warum sie 3 Leute bezahlen sollen, wenn es der "Freiberufler um die Ecke" doch alleine macht
  • Ralf Freitag, 19. Juni 2009, 16:42 Uhr
    Gleiches gilt für den Gärtner, auch kein geschützter Beruf. Also nennen sich alle die einen Rasenmäher schieben können und schon mal bei Oma die Hecke geschnitten haben gleich Gärtner. Zum Glück gibt es noch einen Fachverband und ausgebildete Gärtner. Da ist man zwar auch nicht 100%ig auf der Sicheren Seite, aber in welchen Bereich ist man das schon.

    Bei den Webdesignern wäre es analog wohl der Mediengestalter (mit Schwerpunkt Internet). Sicherlich kann auch er nicht alles, sollte aber die Fähigkeit haben ein entsprechend kompentes Team zusammen zustellen.
    Denn was nütz mir eine Niete von Webdesigner die eine Null von Datenbank-Experte anheuert. das Ergebnis ist genauso grottenschlecht wie das eines Einzelkämpfers.
    Wenn jemand Aufträge an andere vergibt, dann muss er auch beurteilen können ob die abgelieferte Arbeit qualitativ entsprechend gut oder schlecht ist.
    das Agenturen auch nicht der Weisheit letzer Schluss sind, sieht man allen Ecken und Enden des Internets. Da hat so manch ein Einzelkämpfer weitaus bessere Resultate hervor gebracht.

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