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Crowdsourcing: Vom Stundenlöhner zum Minutenlöhner

Mit Amazons mechanischem Türken vom Stundenlöhner zum Minutenlöhner, oder wie man mit Crowdsourcing die Arbeit von Profis entwertet.

Amazon bietet auf seiner Plattform "The Mechhanical Turk" ein System an, bei dem Auftraggeber kleinere niedere Tätigkeiten, die von Menschen besser als von Software erledigt werden können, von einer Heerschar von Freiwilligen für Kleinstbeträge erledigen lassen kann.

Meist werden für wenige Cent pro Aufgabe Textschnipsel abgetippt oder schlecht leserliche Scans erfasst - also Dinge, die für Computer immer noch schwierig sein können. Deswegen nennt Amazon dieses auch "künstliche künstliche Intelligenz". Wie in dem ersten mechanischen Schachcomputer der Welt (Schachtürke) im 18. Jahrhundert, in dem in Wirklichkeit ein Mensch steckte um die Arme zu bewegen, so will auch hier Amazon die Menschen virtuell in den Computer stecken, um Aufgaben zu erledigen.

Michael Arrington von Techncrunch sieht Amazon als die Matrix, mit der alle Arbeiter verdrahtet sind und findet diesen Gedanken bedenklich. Menschen werden damit (untergeordneter) Teil einer Maschine, in die ihr Gehirn eingestöpselt ist.

Diese Art des Outsourcing von Arbeiten nicht an eine Firma sondern an eine Heerschaar von Freiwilligen, auch Crowdsourcing genannt, ist meist nur für die Auftraggeber lukrativ. Die dadurch zu erzielenden Stundenlöhne für die arbeitenden Microjobber liegen meist weit unter 1 Euro.

Im Gegensatz zum AAL-Prinzip bekommt der Arbeiter aber zumindest eine direkte, wenn auch geringe, finanzielle Entlohnung.

Neben Amazon stehen weitere Unternehmen mit ähnlichen Angeboten kurz vor dem Start. Für die Auftraggeber bedeutet dieser globale Markt an billigen Kurzzeitarbeitskräften Flexibilität und viel Geld.

Für festangestellte Arbeitnehmer und viele Freiberufler bedeutet Crowdsourcing in der Zukunft allerdings noch mehr Billigkonkurrenz durch Stundenlöhner, Microjobber und Freizeit Amateure - und damit die, zumindest teilweise, Entwertung ihrer (bisherigen) Arbeit.


Geschrieben von af in am: Freitag, 12. Januar 2007
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