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Jahresrückblick 2007

Noch nicht genug Jahresrückblicke gehabt? Hier kommt noch einer. Als Ergebnis meiner eigenen Einschätzungen und einer kleinen Umfrage, die ich vorgestern bei einigen Bloggern, Kollegen und Geschäftsfreunden durchgeführt habe. Natürlich bezogen auf Blogs, Web und das restliche Netz.

Die vorhergesagte Hype-Implosion des Jahres:

Second Life
Kaum ein Thema wurde vor einem Jahr so hochgelobt und als der neue Mega-Trend angepriesen wie "Second Life". Unmengen von Beratern versuchten in Behörden und den Marketingabteilungen diverser Firmen eigene Auftritte in "Second Life" aufzuschwatzen. "Second Life" wurde als das neue "Web 3.0" hochgelobt. Und nur wenige (ich selbst z.B.) sahen darin nur einen temporären Hype, der wieder abklingen wird. Und genau das ist bei "Second Life" passiert. Viele Firmen haben ihre "Second Life" Auftritte wieder still und heimlich eingestampft, aus der (netz-)öffentlichen Warnehmung ist "Second Life" fast vollständig verschwunden. Der "Second Life" Hype ist in 2007 implodiert - mit einem übrigbleibendem (harten) Kern von Nutzern wird sich "Second Life" aber auf einem niedrigem Niveau im "Long Tail" vermutlich noch lange halten.

Mein Lieblingssatz des Jahres:

"Jeder Idiot kann Journalist werden ..."
... stammt von Stefan Niggemeier

Das Web-Dauerthema des Jahres:

Der Konflikt Blogger vs. Journalisten
Das Thema "Blogger vs. Journalisten" kam in diesem Jahr in den unterschiedlichsten Varianten, immer mal wieder hoch. Für ein gutes Dauerthema braucht es Emotionen, und die gab es bei diesem Thema genug. Auf Seiten der Journalisten: Arroganz, Hochmut und Angst vor der unbekannten Bedrohung. Auf Seiten der Blogger: Verärgerung, Minderwertigkeitsgefühle und der Wunsch endlich ernstgenommen zu werden.

Der Web-Beben des Jahres:

Google macht ernst und bestraft Linkverkäufer und andere Black-Hat SEOs
Viele haben nicht damit gerechnet, dass Google ernst macht und die Linkverkäufer, die ja nach Google-Richtlinien zu den Black-Hat-SEOs (also diejenigen, die unerlaubte Mittel einsetzen um bei Google nach vorne zu kommen) gehören, abstraft. Weil Google schon viel zu lange untätig war. Viele SEO-"Experten" und auch Blogger waren davon betroffen, weshalb es einen großen Aufschrei in diversen Blogs gab. Ich fand dieses konsequente Verhalten von Google gut. Weil es die "White-Hat" SEO-Techniken aufwertet.

Die Fehleinschätzung des Jahres:

Die Web 2.0 Blase platzt in 2007
Ok, die "Blase 2.0", wie der Web 2.0 Hype auch gerne genannt wurde, ist nicht in 2007 geplatzt. Anders als ich es vor einem Jahr vorhergesagt hatte. Dafür ist die Investoren-"Blase 2.0" allerdings einfach lautlos in sich zusammengeschrumpft. Vor einem Jahr hat man sich zwar noch gewundert, dass Google so viel Geld für "YouTube" gezahlt hat - und dadurch wurde der Hype noch verstärkt. Heute wundert man sich zwar auch, dass Microsoft so viel für einen Anteil an "FaceBook" bezahlt hat, aber fragt sich dabei eher, ob die für den Deal verantwortlichen Manager bei Microsoft sich inzwischen nicht zu Tode Ärgern. Nicht wenige "Web 2.0" Startups verschwinden inzwischen wieder von der Bildfläche und auch beim einstigen Überflieger (gemessen an IVW-Seitenabrufen) "StudiVZ" scheint man zu merken, dass es deutlich schwieriger ist, mit Werbung Geld zu verdienen, als man dachte. Ein paar Investoren werden halt ihre Firmenbeteiligungen abschreiben müssen, doch einige wenige erfolgreiche Web 2.0 Geschäftsmodelle werden bestehen bleiben. Die "Web 2.0" Blase ist damit fast verschwunden ohne zu platzen, und je mehr das "Web 2.0" in der Normalität ankommt, und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, desto weniger kommt es auf "Web 2.0" oder "Web 1.0" an, sondern auf den dahinterstehenden Nutzen und die erfolgreichen Geschäftsmodelle. Oder anders formuliert: "Web 1.0" und "Web 2.0" sind tot, es lebe das "Web".

Der Fehlstart des Jahres:

DerWesten, das neue Portal der WAZ-Gruppe
Mit fast einem Jahr Vorlauf und gross angekündigt, legte "DerWesten", das Portal der WAZ-Gruppe, einen klassischen Fehlstart aufs Web-Parkett. Vieles wurde dazu schon (auch von mir) geschrieben, daher spare ich mir dazu weitere Worte.

Die dümmste Entwicklung des Jahres:

Stasi 2.0, Vorratsdatenspeicherung und immer mehr Überwachung
Es ist ein Trugschluss, dass ein mehr an Überwachung auch die Sicherheit vor Verbrechen erhöht. Stattdessen wird die Freiheit des Einzelnen dadurch immer weiter eingeschränkt. Und natürlich werden jene Unternehmen gefördert, die solche Überwachungstechniken produzieren. Welch ein Zufall, dass Otto Schily, der ehemalige Bundesinnenminister, der entsprechende Gesetze, auch für Nutzung von Biometrie durchgesetzt hat, inzwischen bei solch einem Unternehmen untergekommen ist.
Die Affäre in England, bei der CDs mit hochsensiblen personenbezogenen Daten zigtausender Bürger ungeschützt per Post versandt wurden, und verschwanden, zeigte es deutlich: Es kann keine idiotensicheren (technischen) Verfahren zum Datenschutz geben, weil Idioten so erfindungsreich sind. Datenvermeidung ist der einzig sichere Datenschutz.

Die vernünftigste Entwicklung des Jahres:

Immer mehr Musik wird ohne DRM/Kopierschutz angeboten
Ob Filme, Musik oder Computerspiele, die Anbieter haben in den letzten Jahren aus Angst vor Raubkopien immer hochgerüstetere Kopierschutz und DRM-Verfahren (Digital Restrictions Management) entwickelt. Trotzdem haben sie es nicht geschafft, unerlaubte Kopien zu unterbinden. Dafür aber mussten die legalen Nutzer darunter leider. Inkompatible Software und Hardware führte viel zu oft dazu, dass legale Nutzer Probleme hatten und Spiele oder Musik für sie nicht nutzbar waren.

Diese Entwicklung fängt aber langsam an zu kippen. Von der breiten Öffentlichkeit noch kaum bemerkt, wird immer mehr Musik ohne DRM/Kopierschutztechniken angeboten. So hat z.B. auch Amazon.com zum Jahresende eine weitere Kooperation mit der Warner Music Group bekanntgegeben, durch die von Amazon noch viel mehr DRM-freie MP3s als bisher angeboten werden.

Der sich am stabilsten entwickelnde Trend des Jahres:

SaaS und Mietsoftware
Vor einem Jahr noch als Hype/Blase bezeichnet hat "SaaS" (Software as a Service, kurz: Mietsoftware) in diesem Jahr eine solide und stabile Entwicklung hingelegt, von der erwartet wird, dass sie sich in 2008 noch verstärken wird. Auch wenn viele Firmen noch nicht über das Stadium von "MeToo"-Ankündigungen hinausgekommen sind, gibt es doch schon viele hochwertige und kundenfreundliche Angebote. Aus Unternehmersicht freut mich das natürlich besonders, weil INS schon seit Jahren (schon, als es noch nicht SaaS hiess) erfolgreich auf das SaaS Konzept setzt.


Das war 2007.

Ich wünsche allen Lesern viel Gesundheit, Glück und Erfolg für 2008.


Geschrieben von af in am: Sonntag, 30. Dezember 2007
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