Vor einiger Zeit habe ich schon über die
Ungenauigkeit von Alexa geschrieben. Jetzt wird
behauptet, das Verfahren sei noch besser als bisher geworden. Aha, waren die bisherigen Zahlen also falsch? Aber nein!
Aus dem dortigen Posting:
Frage: "My site's ranking has changed. Was it wrong before?"
Antwort: "Your ranking wasn't wrong before, but it was different."
Aha, ich verstehe. Vorher war "1+1=5" und jetzt ist "1+1=3". Kann man daraus schliessen, dass das vorherige Ergebnis falsch war? Nein, es war nur
"anders".
Wenn man nicht mehr von "richtig" oder "falsch" spricht, muss man sich auch nicht dem peinlichen Risiko aussetzen, dass jemand sagen könnte "Weder 5 noch 3 sind richtig. Denn 1+1=2".
Wenn man die Web-Zugriffe auf Seiten benutzerunabhängig messen will, muss man dieses an der Website machen. Entweder durch
Logfiles oder Pixelcode, beides muss aber auf der Website oder dem Server erfolgen. Beides hat Alexa aber nicht. Alexa misst am Browser. Genauer: Bei den Browsern, bei denen die "Alexa-Toolbar" (einige bezeichnen sie als Spyware...) installiert ist. Das eignet sich zwar prima dazu, jene Personen zu überwachen, aber nicht für Website Statistiken.
Das ist so einfach wie wahr.
Kein Wunder also, dass Alexa um die eigenen Rechen- und Messverfahren ein grosses Geheimnis macht. Würde man sie offenlegen, könnte man daran noch genauer ablesen, dass die "Messwerte" nichts anderes als ungenaue Schätzwerte sind. Alexa selbst schreibt jetzt zum Verfahren:
"We now aggregate data from multiple sources to give you a better indication of website popularity among the entire population of Internet users."
Hmmm, was könnten denn Datenquellen sein, die die Messung verbessern?
Anders Schätzen: Alexa hat vielleicht einfach nur die demografischen Zahlen (welche User haben eine Alexa Toolbar und welche nicht) verändert in der Hoffnung, jetzt besser zu schätzen. Vermutlich. "Richtig" werden die Zahlen dadurch nicht. Es blieben immer nur noch Schätzungen und Hochrechnungen.
Echte Messwerte verwenden: Alexa könnte von einem Anbieter, der tatsächlich die Zugriffe misst (z.B. Google mit Google-Analytics) die ganzen Daten der von Google-Analytics gemessenen Websites bekommen. Das könnte die Ergebnisse der betreffenden Websites in Alexa natürlich stark verbessern, man könnte vielleicht sogar fast von "richtigen" Ergebnissen sprechen. Natürlich immer noch nur der Websites, die "Google-Analytics" (oder vom welchem Web-Analaytics Anbieter die Daten halt kommen) nutzen. Sollte diese unerlaubte und heimliche Datenweitergabe aber bekannt werden, könnte das recht grosse Kreise ziehen. Ich glaube nicht, dass selbst Google dieses Risiko eingehen würde. Also eher unwahrscheinlich.
Messwerte bei Providern abgreifen: Alexa könnte natürlich mit grösseren Hosting-Anbietern kooperieren, damit jene den Datenverkehr der bei ihnen gehosteten Webservern analysieren (lassen) und an Alexa weiterleiten. Technisch nicht ganz ohne und rechtlich mindestens so bedenklich wie die Google-Analytics Variante. Auf der anderen Seite: Gewisse Datacenter auf der anderen Seite des großen Teiches sammeln schon vergleichbare Daten und verkaufen sie zu Marketingzwecken.
Wir werden wohl nie herausfinden, um welche ominösen Datenquellen es sich wirklich handeln wird.
Mein Fazit: Alexa macht viel heisse Luft um wenig. Wer misst, misst Mist. Aber schlecht gemessen ist oftmals immer noch besser als gut (von Alexa) geschätzt.
Geschrieben von af in am: Freitag, 18. April 2008
Permalink
Tags: Alexa, Google, Google Analytics, Analytics
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