Das ursprüngliche Habitat der Tüpfelhyäne ist die Savanne Ost- und Westafrikas. Doch eine Mutation der Tüpfelhyäne (Crocuta crocuta germanicus) wird in Deutschland immer öfter im Habitat der Existenzgründungsberatungen, Wirtschaftsförderungen, "Busines-Plan" Wettbewerben und seit neuestem auch Startup-Websites und Blogs angetroffen.
Mein erster Kontakt mit staatlichen Förderprogrammen
Ich war jung und unerfahren. Auf Anraten eines Projektpartners schrieb ich für ein kleines Softwareprojekt einen Förderantrag. Der wurde erstmal abgelehnt. Ich solle es etwas umformulieren und den Schwerpunkt deutlicher auf den förderbaren Aspekt legen. Im Endeffekt habe ich viele Seiten Papier produziert, was fast soviel Aufwand bedeutete, wie das eigentliche Projekt, dass ich fördern lassen wollte. Das war sehr abschreckend für mich.
Mein zweiter Kontakt mit staatlichen Förderprogrammen
Anfang der 90er Jahre (1991 oder '92) war ich der Meinung, dass Internet und die Internet-Technologie zu einer Art neuer industrieller Revolution führen und das Wirtschaftsleben völlig umkrempeln werden. Da ich wenig eigene finanzielle Mittel hatte, überlegte ich wieder die Möglichkeit einer Förderung.
Also nahm ich Kontakt zum Forschungs- und Wissenschaftsministerium auf. Dort sagte man mir, Internet sei kein Thema.
Die Internet-Technik sei lange bekannt und etabliert, da gäbe es nichts weiter zu forschen. Also grundsätzlich nicht förderwürdig. Das sei doch eher ein Thema für die Wirtschaft, ich solle doch zum Wirtschaftsministerium gehen. Das machte ich dann auch.
Aus dem Wirtschaftsministerium erklärte man mir, Internet sei ein Technik-Thema. Das habe mit Wirtschaftsförderung nichts zu tun.
Internet sei ein technischer Randbereich ohne wirtschaftliche Relevanz und daher nicht förderwürdig.
Mein Dritter Kontakt mit Förderprogrammen - die Tüpfelhyäne
Nun gut, wenn staatliche Stellen mir nicht helfen wollen, weil sie zu kurzsichtig und inkompetent sind, versuche ich mich mit den vielfach angepriesenen Beratern und Vermittlern. Ich ging also zu einer Gründermesse in NRW. Dort
fand ich viele Menschen, die sich gerne meine Ideen anhörten. Und die mir Mut machten. Und die mir erklärten, warum mein Ansatz, direkt bei den Ministerien anzufragen, nicht funktioniert. Und die mir erklärten, sie
kennen die "richtigen Leute im Ministerium" und den relevanten regionalen Wirtschaftsförderern, und die
genau wüssten, wie man einen Förderantrag formuliert, damit er auch garantiert bewilligt wird. Egal was man fördern lassen will. Aber praktisch jeder, den ich so ansprach,
hielt irgendwie, mal offiziell, mal inoffiziell, die Hand auf. Ich möge doch für die Vermittlungstätigkeit und dem Schreiben des Förderantrages
soundsoviele Prozente der Fördersumme einplanen, aber ohne dieses offiziell in der Kalkulation auszuweisen. Auch der bewilligende Sachbearbeiter hätte Aufwendungen die zu ersetzen seien und er würde sich über Zuwendungen freuen. Moralisch gefestigte Menschen hätten das als Aufforderung zum Subventionsbetrug auffassen können. Ich war davon angewidert.
Es ist bei den damals so beliebten "Gründerwettbewerben" auch immer nur ganz zufällig passiert, dass Firmen, die einigen in den Gremien sitzenden Personen nahestanden, frühzeitig die gleichen Geschäftsideen verwirklichten, wie von den Teilnehmern an diesen Wettbewerben eingereicht wurden.
Später traf ich dann einen in Förderprogrammen erfahren Menschen, der mir erklärte, als Gründer brauche man nicht auf solche Messen zu gehen,
denn dort befinden sich eigentlich nur die Tüpfelhyänen (das war das erste mal, dass ich dieses Wort hörte),
die versuchen sich selbst zu fördern, in dem sie
Gründer abzocken, versuchen an ihnen zu verdienen, und jenen, deren Firmen nicht auf eigenen wirtschaftlichen Erfolg aus sind, sondern die nur darauf aus sind
"Fördertöpfe abzufrühstücken, bis sie leer sind um dann den nächsten zu suchen".
Weil ich aber an meine Geschäftsidee glaubte habe ich dann beschlossen, es ohne fremde Förderung trotzdem zu versuchen und einen Internet-Provider zu gründen. Wirtschaftlich sehr erfolgreich, denn der von mir früh vorausgeahnte Internet-Boom trat ein paar Jahre später auch ein.
Die moderne Tüpfelhyäne
Auf der Suche nach neuen Futterstellen und Opfern sind
Tüpfelhyänen sehr geschickt und erfolgreich, besonders wenn sie im Rudel tätig sind. So wurden bereits
Tüpfelhyänen mit eigenen Blogs gesichtet, die damit ihre Opfer anlocken wollen. Und wie mir berichtet wurde, sollen sich besonders viele in der
Umgebung typischer Gründer- oder Startup Websites und Blogs herumtreiben, um dort leichte Beute zu machen.
Geschrieben von af in am: Dienstag, 7. August 2007
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Tags: Tüpfelhyäne, Förderprogramme, Wirtschaftsförderung, Förderszene
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