Letzte Woche habe ich als Teil einer kleinen Schulung ein paar Angebote von Hosting Anbietern verglichen, um zu versuchen, bereits anhand der Webseiten die eher unseriösen zu erkennen.
Dabei bin ich auf einen Datacenter-Anbieter gestossen, der einen grundsoliden und seriösen Eindruck auf mich machte.
Die Leistungen waren sehr detailliert beschrieben, die Seiten waren wirklich gut gemacht. Es war sogar so weit im Detail beschrieben, dass das Datacenter über mehrere Notstrom-Dieseaggregate mit einer Leistung von insgesamt 5 Megawatt ausgestattet ist und über 240.000 Liter Öltanks verfügt, damit beim einem Stromausfall das Datacenter mindestens 72 Stunden mit Strom versorgt werden kann. Ja es gab sogar Lieferverträge mit Öllieferanten, damit innerhalb der 72 Stunden die Öltanks rechtzeitig wieder aufgefüllt werden können - und so das Datacenter praktisch unbegrenzt lange unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung sein kann.
Ich war erstaunt, denn solch eine detailliert beschriebene "Katastrophensicherheit" habe ich selten bei Internet-Datacenter Anbietern gelesen. Vorbildlich für (fast) alle anderen Anbieter. Deswegen habe ich diesen Anbieter besonders vorgestellt und als guten und seriösen Anbieter dargestellt.
Als ich nach der Schulung dann mit einem Geschäftsfreund beiläufig über diesen vorbildlichen Anbieter, der ja recht gross sein muss um solch ein grosses und teures Datacenter zu betreiben, sprach, meinte der innerhalb von 10 Sekunden nachdem er auf die Website des Anbieters schaute:
"Das ist auch nur ein Aufschneider, denn seine Zahlen passen nicht zusammen, das ist nicht sein Rechenzentrum, sondern der ist auch nur bei jemand anderem Untermieter".
Also war die Aufgabe am nächsten Schulungstag, herauszufinden, ob das wirklich so war, wessen Rechenzentrum das wirklich sei, und wo es sich befinden würde.
Den Datacenter-Anbieter hat es auf seiner Website wirklich geschickt gemacht. Es wird zwar der Eindruck erzeugt, es sei sein RZ/Datacener, aber der Betreiber der Infrastruktur wird mit keinem Wort erwähnt und es finden sich auch keine konkreten Hinweise auf den genauen Standort des Gebäudes. Auch auf den Bildern kann man keine Umgebung erkennen.
Also wurde nach anderen Anbietern gesucht, die "ihre" Datacenter mit ähnlichen Worten beschreiben. Ein anderer Anbieter passte, der ehrlicherweise schrieb, er sei im Rechenzentrum eines Telekommunikations-Systemhauses. Er gab aber keine Adresse an.
Also wurden weitere Anbieter gesucht, die die Standorte des Telekommunikations-Systemhauses als Colocation nutzen. Bei einem fanden sich dann auch Lieferanschriften für seinen dortigen Standorte.
Mit Google-Maps konnte man sich dann diese Standorte per Luftbild ansehen. Ein Standort war der Volltreffer. Man konnte die Öltanks erkennen, die Dieselgeneratoren, Kühlaggregate, Zaun und Durchfahrtsperre und diese den Bildern auf der Website des Anbieters eindeutig zuordnen.
Tja, ich hätte nicht gedacht, dass es ein Anbieter noch schafft, mich anfänglich mit seiner Website/Werbung so zu täuschen.
Bernd, Du hattest es sofort durchschaut. Ich knie nieder vor Dir, Du bist der wahre Jedi-Master des Hosting :-)
Geschrieben von af in am: Montag, 10. Dezember 2007
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Tags: Datacenter, Hosting, Ecommerce
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