Das Internet ist an allem Schuld - so titelt Christian Stöcker bei SPON (Spiegel Online) in einer
Replik auf eine Rede von Frank Schirrmacher (Herausgeber der FAZ) und schreibt:
"Das Internet ist eine Gefahrenquelle und bedroht nicht nur die Seelen deutscher Kinder, sondern auch den Qualitätsjournalismus - behauptet "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher. Eine Replik."
Wenn ich mir die in
Auszügen veröffentlichte Rede Schirrmachers anschaue, so frage ich mich allerdings, ob bei der Replik im SPON nicht versehentlich ein Beissreflex zugeschlagen hat.
So gerne ich immer mal wieder einige vorgestrige Zeitungsmacher kritisiere und mich über verschiedene "möchtegern Qualitätsjournalisten" lustig mache, vielen Kernaussagen in der Rede von Herrn Schirrmacher kann ich zustimmen.
- Das Internet ist ein gefährlicher Ort
- Durch die neuen Medien (z.B. Internet) ändern sich die Verhaltensweisen der damit aufwachsenden Generation
- Zeitungen sollten das Internet als Chance begreifen, statt kulturpessimistisch darüber zu schimpfen
- Sorgsam recherchierte Berichte mit einer (redaktionellen) Qualitätssicherung sind meist besser, als aus Zeitdruck schnell hingeschmierte Texte
- Zeitungsredaktionen sollten nach Qualität - aber nicht nur nach Rendite beurteilt werden
- Wer bei Zeitungsredaktionen zu sehr die Kostenschraube dreht (nach unten) wird irgendwann nur noch schlechte Qualität erhalten
- Wenn der öffentlich-rechtliche gebührenfinanzierte Rundfunk (ARD und ZDF) immer weiter ins Internet eingreift und dort veröffentlicht (Zitat: "mit einem Etat im Rücken, der dem Staatshaushalt eines baltischen Landes entspricht"), bedroht das die Zeitungen so sehr, dass unabhängige Zeitungen auf Dauer keine Chance hätten.
Warum geht Herr Stöcker in seiner Replik auf die meisten dieser Kernaussagen nicht ein, sondern verbeisst sich darin, gegen eine vermeintlich unberechtigte Internet-Kritik zu antworten?
Der Grund dafür zeigt sich meiner Meinung nach gleich am Anfang der Rede Schirrmachers (Zitat):
"Eine Option ist die Tageszeitung selbst, die von manchen allzu voreilig totgesagt wird - und zwar gerade von jenen mit Vorliebe, die von der Ausbeutung fremder redaktioneller Inhalte leben"
Die "Ausbeutung fremder redaktioneller Inhalte" geht, so wie ich es sehe, natürlich direkt gegen jene Online-Medien (wie z.B. SPON / Spiegel-Online), die im wesentlichen nur fremde Agenturmeldungen wiederkäuen und kaum verändert veröffentlichen, statt eigene hochwertige Inhalte zu veröffentlichen.
Dieser Satz scheint direkt ins Herz des SPON-Redakteurs getroffen zu haben. Und wie heisst es so schön: "Getroffene Hunde bellen".
Geschrieben von af in am: Dienstag, 30. Oktober 2007
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Tags: SPON, Spiegel Online, FAZ, Schirrmacher, Qualitätsjournalismus
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