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Quo Vadis, Wikipedia?

Ozeandampfer brauchen lange um auf Geschwindigkeit zu kommen. Dafür kann sich ihnen nichts in den Weg stellen, wenn sie einmal ihre Reisegeschwindigkeit erreicht haben (Eisberge, Landmassen und andere Ozeandampfer mal ausgenommen).

Um einen Ozendampfer zu steuern muss man sehr vorausschauend agieren, aufgrund seiner riesigen Masse (und deren Trägheit) kann man keine schnellen Kurskorrekturen machen. Auch ein sich abzeichnender Turbinenschaden wird leicht übersehen, weil der Dampfer sich wegen seiner Trägheit eine ganze Zeit lang auch ohne Motorkraft weiterbewegt und nur unmerklich langsamer wird.

Solch ein träger Ozendampfer ist die Wikipedia inzwischen geworden. Durch die Masse an Artikeln, durch die hervorragende Platzierung bei Google, kommen zwar immer noch sehr viele Besucher zur Wikipedia, doch wenn man genauer hinschaut, kann man einen sich abzeichnenden Motorschaden erkennen.

Nicht, dass man mich falsch versteht. Ich bin ein Fan der Wikipedia. Schon kurz nach dem Start der deutschsprachigen Wikipedia habe ich darin immer mal wieder Artikel geschrieben um so die Wikipedia mit meinen bescheidenen Mitteln zu unterstützen.

Doch die Organisationsstrukturen, die man braucht um ein Sechs-Mann Ruderboot voranzutreiben sind andere als bei einem Ozeandampfer. Crowdsourcing hin-oder her.

Es reicht nicht aus, ein paar Hilfs-Sheriffs mit der Lizenz zum Töten auszustatten, damit diese nach ihrem gutdünken über den Dampfer laufen und unerwünschte Passagiere einfach liquidieren (Wikipedia-Admins, die ungeachtet ihres Fachwissens beliebige Fachartikel löschen können ...).

Klar, um gegen die Spam-Piraten vorzugehen, die in großer Anzahl immer wieder versuchen den Wikipedia-Dampfer zu entern, mag das Motto "erst schiessen, dann fragen" die einzige Möglichkeit bleiben, nicht ganz zu versinken. Doch leider erwischt es immer mehr Unschuldige, die Bereitschaft zur sachlichen Diskussion sinkt, ist zu viel Arbeit. Man rechtfertigt sich damit, dass man das ganze ja nur ehrenamtlich macht, und viel zu überlastet ist.

Und dabei übersieht man ganz, dass Steuermann und Maschinist längst nicht mehr vorhanden sind. Auch der Diesel geht so langsam zu neige. Dumm gelaufen. Kollateralschäden. Da das Schiff aber noch mit voller Kraft weiter läuft, interessiert es keinen....
... bis es gegen einen Eisberg prallt oder einfach mit Motorschaden auf hoher See liegenbleibt.

Die Wikipedia hat sich verändert. Es scheint bei vielen nicht mehr darum zu gehen, Wissen zu sammeln und zu vermehren, sondern nur noch darum, die Wikipedia vor neuen Inhalten (die allesamt verdächtig und potentielle Angriffe sind) zu schützen.

Schade eigentlich.


Geschrieben von af in am: Freitag, 26. Oktober 2007
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