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Die real-existierende Konvergenz von UE und IT

Für mein Home-Office wollte ich mehr Bandbreite. Meine Wahl fiel dabei auf T-Entertain. VDSL mit 50 Mbit im Downstream. Schneller und preiswerter gibts die Bandbreite hier nicht. Alternative Anbieter mit FTTH (Fiber to the Home), die mir ne preiswerte Glasfaser ins Haus legen, wie in anderen Städten, gibt es in der Castroper Diaspora leider nicht.

Später dann durfte ich lernen, dass ich ca. zweihundert Meter zu weit entfernt vom VDSL-Zugangspunkt bin, um VDSL noch zu erhalten. Ist aber eigentlich nicht tragisch, denn die Telekom wirbt ja wie blöde für T-Entertain und VDSL, und scheint ja ständig sogenannte Outdor-DSLAM in den Strassen aufzubauen, um die VDSL Verfügbarkeit zu erhöhen. Also dürfte es nur noch eine Sache von wenigen Wochen sein, bis bei mir auch VDSL möglich sei. So dachte ich Anfang 2009. War es aber nicht. Denn die Telekom hatte anscheinend den weiteren Ausbau von VDSL klammheimlich gestoppt.

Als ich mich das nächste mal mit dem Thema beschäftigte, im Herbst dieses Jahres, war immer noch alles beim Alten. Und weil 16Mbit immerhin mehr als zwei Mbit sind, habe ich mir einen T-Eintertain mit DSL16+ (das ist entgegen den Aussagen von T-Mitarbeitern kein VDSL, sondern ein ADSL2 Anschluss mit garantierter Bandbreite von 11-16 Mbit) bestellt.

Einen Tag nach dem Bereitstellungstermin rief sogar ein freundlicher T-Mitarbeiter an und fragte, ob der DSL-Anschluss funktionieren würde und ob ich Hilfe benötige. Brauchte ich nicht. Den nachdem die automatische Konfiguration fehlschlug hatte ich alles manuell eingetragen. Das sei normal, meinte der T-Mitarbeiter, die automatische Konfiguration funktioniere meistens nicht.

Nun gut, es funktionierte. Aber ausser den Zugangsdaten konnte man an DSL-Router nicht viel sehen oder einstellen. Ich bin es aber gewohnt, alle meine Netzwerkgeräte ins automatische Monitoring zu übernehmen um Fehler und Qualitätsverschlechterungen frühzeitig zu erkennen.

Also suchte ich im Internet nach weiteren Informationen zu dem Gerät und fand schnell eine kleine Gemeinschaft von Leuten, die ihre Speedport Geräte regelmäßig "fritzen".

Die aktuellen Speedports stammen nämlich von der Firma AVM und sind für die Telekom angepasste und kastrierte "Fritz!" DSL-Router auf Linux Basis. Und "fritzen" ist der Fachbegriff dafür, einen Speedport durch Firmwareupdate zu einer Fritz!Box zu machen.

Solche Bastelei wollte mich mir aber nicht antun, ich habe andere Hobbys. Also habe mir eine AVM FritzBox zugelegt.

Die Fritzbox liefert in der Weboberfläche zwar wesentlich mehr Informationen aber ich war erstaunt, dass eine Linux Box heute immer noch komplett ohne SNMP ausgeliefert wird. Na, OK, immerhin erlaubt sie es, per UPnP etwas gemonitort zu werden.

Meine Fritzbox hat aber eine dumme Angewohnheit: Unter Last rebotet sie gerne mal, was dann zu ein paar Minuten Unterbrechung führt. Der AVM-Support bestätigt das. Das wäre eine Schutzfunktion, damit der stabile Betrieb aufrechterhalten werden kann. Und ich solle auf die neueste Firmware updaten und wenn ich das schon gemacht hätte, auf eine noch neuere Firmware warten, die in Kürze kommt, auch wenn man mir keinen Zeitpunkt nennen könne.

Jetzt wollte ich mal den "Media-Receiver 300", der bei T-Entertain mitgeliefert wurde, ausprobieren. Die Benutzeroberfläche ist sowas von sperrig, umständlich und unfreundlich, dass ich schon wieder ein Linux Gerät erwartete. Tatsächlich hat der MR300 Windows-CE als Betriebsystem. Anscheinend kann man Einstellungen lokal auf dem Gerät und in einem Telekom-Portal (das merkt man daran, dass der Seitenaufbau länger dauert, das Design leicht anders ist, und Seiteninhalte nicht immer ganz auf dem Bildschirm passen) verändern. Aber ausser dem Hinweis, ich hätte angeblich T-Entertain abgemeldet und könne es erst nach dem Ende der Mindestlaufzeit wieder anmelden, bietet das Portal nichts Interessantes.

Man merkt daran, daß die verantwortlichen Produktmanager bei der Telekom anscheinend keinerlei Ahnung haben, wie man ein einfache und gute Nutzerführung bei Geräten der UE (Unterhaltungselektronik) macht. Als Schulnote würde ich dafür eine glatte sechs geben.

Immerhin funktioniert SD TV (also Fernsehen in "standard definition", das was man bisher so hatte), auch wenn man keine Möglichkeit hat, kostenpflichtige Programme komplett auszublenden. Da laut Programm-Manager" bei mir auch ein HDTV Kanal/Stream möglich wäre, bin ich also auf die Suche nach HDTV-Sendern gegangen. Zu gerne hätte ich den Full-HD Beamer mit Arte-HD beschickt. Aber Fehlanzeige. Fernsehen in HDTV hat die Telekom anscheind für DSL16+ gesperrt. Schade. Denn SDTV mit 3 Metern Bilddiagonale anzusehen, tut in den Augen weh.

Also bleibt der MR300 ausgeschaltet und ein Blu-Ray Player wird angeschafft. In einem nicht weit entfernten Fachgeschäft werde ich beraten. Und wundere mich, welche Qualitätskriterien bei Blu-Ray Disc Playern (BD-Player) aufgezählt werden. Neben der Ausstattung sowie Bild- und Tonqualität, die ich ewartete, zählen auch das Abspielgeräusch (einige haben laute Laufwerke oder Lüfter) und die Bootgeschwindigkeit dazu.

Die Bootgeschwindigkeit. Das muss man sich mal überlegen. Meinen CD-Spieler oder Verstärker schalte ich ein und kann sofort Musik hören. Aber ein Blu-ray Player kann nach dem Einschalten durchaus erstmal zwei Minuten mit sich selbst beschäftigt sein und vor sich hin booten.

Aber es kommt noch doller. Bei der Blu-Ray ist das gesamte Menü ein konglomerat von Java-Programmen, welche von der Platte geladen werden. Anscheinend nicht besonders effizient. Denn auch dabei macht der Player ein Nickerchen. Player, die nach dem Einlegen einer neuen Disk bereits nach 20-30 Sekunden das erste Lebenszeichen von sich geben, gelten als schnell. Bei langsamen Playern muss man nach dem Einlegen einer Disk durchaus 1-2 Minuten warten.

Jeder Blu-Ray Player hat übrigens einen Ethernet-Anschluss. Denn über eine sogenannte "BD-Live" Funktion kann man ergänzende Infos zu einer BD (Blu-Ray Disk) auf dem Internet erhalten und z.B. mit anderen Fans diskutieren. Theoretisch. Denn praktisch ist BD-Live eine noch recht sinnfreie Spielerei.

Der Ethernet-Anschluss eine BD-Players hat aber zwei wesentlich wichtigere Funktionen. Die Erste: Sobald er das erstemal eingeschaltet ist, sucht der Player im Internet nach einem Firmwareupdate (Klar. Auf dem Kasten läuft auch Linux). Die Zweite: Totale Überwachung. Nicht nur bei den BD-Live Funktionen, sondern auch bei jedem Aufrufen des Menüs kann der Player (wenn der Produzent der BD das so programmiert hat) versuchen eine Internet-Verbindung aufzubauen und das Userverhalten zusammen mit einer eindeutigen und nachvollziehbaren Kennung des Players übermitteln.

Irgendwo im Kleingedruckten der BD findet man den Hinweis, daß der BD-Produzent alles mitprotokolliert und wenn man Privatsphäre möchte, sollte man den Internetzugang des BD-Players sperren. Gesagt getan. Woraufhin ich jetzt beim Einlegen diverser BDs mit der Fehlermeldung "kann nicht ins Internet auf BD-Live zugreifen" beglückt werde.

Ach ja, im Linux basierten BD-Player einen Webbrowser a la Safari oder Firefox zu integrieren, um damit auch im Internet surfen zu können, wäre zu einfach. Statt dessen kann man über ein Portal auf einige wenige Inhalte (YouTube, Picasa, ...) zugreifen. Da merkt man dann, wie fremd für Hersteller aus der UE das Internet doch immer noch ist.

Fazit: Die Konvergenz von IT (vereinfacht: Computertechnik) und UE (Unterhaltungselektronik, vereinfacht: Fernsehen) ist technisch bereits längst vollzogen. In meinem Wohnzimmer tummeln sich jetzt viele Geräte, die nach Aussen hin so tun, als wären sie Fernseher, Videorekorder, Modem, Kabeltuner, Disk-Spieler, etc etc..) die aber alle kleine Computer mit Linux oder WinCE sind.

In den Köpfen der Entwickler gibt es aber immer noch eine Trennung. Viel zu oft kann man einem Gerät anmerken, ob die Entwickler eher aus dem IT-Umfeld oder aus dem UE-Umfeld entstammen.

Bei den Mobiltelefonen gab es vor einiger Zeit auch noch so eine Trennung. Die klassischen Mobiltelefonhersteller (Nokia &Co) hatten nie richtig verstanden, dass man mit einem Telefon auch Internet nutzen kann. Erst Apple musste mit dem iPhone vormachen, was möglich ist.

Ich bin gespannt, wann die UE so weit ist.


Geschrieben von af in am: Mittwoch, 23. Dezember 2009
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